Vor fast zwölf Jahren, beim Start dieser Seite, erschien die Geschichte des menschlichen Freiheitsdranges „nicht allzu erfolgreich“. • Heute, gegen Ende des zweiten Jahres der Corona-Panhysterie und beim irreversibel begonnenen Zerschlagen der kulturellen und zivilisatorischen Basis des „Abendlandes“, ist das Scheitern des Konzepts der Freiheit zur Gewissheit geworden. • Die Sonne des guten Gewissens steht jetzt unverrückbar im Süden, und das Morgenrot der Intelligenz, des Fleisses und des sozialen Ingenieurswesens leuchtet dem Abendland jetzt im ferneren Osten aus Richtung China. • Nach langer Untergrundarbeit ist Freiheit als sonntagsrednerischer „Wert“ in wenigen Monaten vom vermeintlichen Grundrecht zum Zuckerbrot für unterwürfige Passivdenker degradiert worden; gesiegt hat das süsse Gift der Macht mit seinen Sirenenklängen von Gefahr und Untergang und vom Ablass durch Gehorsam wider besseres Wissen.
Freiheit als Forderung, als Soll-Satz taugt kaum noch zur Erheiterung und Erbauung nostalgisch berührter Desperados der schönen neuen Welt, welche in ihrer Vereinzelung nicht glauben können, was sie sehen: wie willig sich das Gros ihrer Zeitgenossen, jedem Anschein von Selbstbestimmung spottend, dem Kollektiv und seinen Vorturnern unterwirft; die Angst vor dem Verlust der Stallwärme erstickt den Gedanken an „Grundrechte“.
Das einst ersehnte Reich der Freiheit hat sich als Utopie, als Un-Ort erwiesen und ist so krachend gescheitert wie der Sozialismus, was ihn aber bekanntlich nicht gehindert hat, in verwandelter Form wiederzuerstehen – zum breiten, augenreibenden Erstaunen. • Vom Zeitgeist des real existierenden Demokratismus ungetrübte Analyse wusste freilich schon längst um die Wesensgleichheit in der Tiefe, und so kann es auch kaum wundernehmen, wenn dieser demokratische Prozess die Konvergenztheorie des seinerzeitigen Vorsitzenden der Sozialistischen Internationale, Willy Brandt, bestätigt: „Mehr Demokratie wagen!“ • Das Kollektiv, zugleich Objekt und Medium des Herrschaftswillens, siegt, die Nemesis, vom „litterarischen Pöbel“ gebunden, liegt machtlos im Schilfrohr darnieder.
Aber hinter allem Scheitern muss es irgendwann und irgendwo einen Neuanfang geben. • Und wenn der nicht in einer neuen Runde des immer Gleichen enden soll, muss eine hinreichende Zahl von Menschen eine Idee entwickeln, wie eine gedeihliche Zukunft der menschlichen Sozialität aussehen könnte: • Eine Eutopie ist gefragt, die Analyse des Möglichkeitsraums der Zukunft angesichts der Konstanten menschlichen Seins und irdischer Umwelt: • Das Rationieren von Ressourcen zur Erreichung gewählter Ziele, die Beschränktheit und Ungleichverteilung dieser materiellen und ideellen Möglichkeiten sowie die Autonomie der personal-situativen Wertung sind die Grundlage der friedlichen Kooperation zur allseitig-maximalen Zielerreichung durch striktes persönliches Eigentum. • Und an erster Stelle in der Hierarchie jeder Wertung steht das unveräusserliche Selbsteigentum als letzter Massstab und Prüfstein der Ethik. • Nur so, unter Ausschluss alles „öffentlichen“ Eigentums mit herrschaftlichem Zugriff, können viele überschneidende wertzentrierte Gemeinschaften in der wertneutralen, aber eigentumsbasierten Grossgesellschaft friedlich und dauerhaft erfolgreich kooperieren.
Wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht wir?
Peter J. Preusse, November 2021