Angesichts hypermoralischer Exzesse auf dem Boden einer als kollektiv empfundenen historischen Schuld wächst bei besonnenen Zeitgenossen der Wunsch nach einem sicheren Fundament für die Beurteilung so mancher Forderung des Tages im Sinn eines vermeintlichen moralischen Rechts des Schwächeren. Ethik als wissenschaftlich-rationale Lehre vom positiv Guten im Sinn eines „absoluten Wertes“ ist unter vielfachem Bedauern gescheitert und hat letztlich immer über sich hinausgewiesen zur Religion. Eine allgemeinverbindliche Wertehierarchie gibt es in der säkularen Welt nicht.

Die im früheren Frei statt Staat! Selbsteigentum, Ethik und die Verfassung der Privatrechtsgesellschaft neu formulierte soziale Philosophie des Eigentums als Ausfluss des Selbsteigentums, nicht zufällig ergebnisgleich mit der jüdisch-christlichen Überlieferung der Zehn Gebote, wird in dem hier vorliegenden Essay befestigt. Sie ruht auf klar benannten materialen Axiomen und bildet den Kern eines Begriffs von Ethik als Wissenschaft vom Eigentum, der alternativlosen Norm des interpersonal friedlichen Umgangs rationaler Menschen mit knappen inneren und äusseren Ressourcen. An ihr misst sich menschliche Praxis. Als praktische Wissenschaft untersucht sie die Möglichkeiten des funktionalen Ersatzes der evolutionär geprägten Aggression unter Menschen als extraktive Naturwesen, welche Konrad Lorenz vor 56 Jahren als Das sogenannte Böse beschrieb, durch friedliche Kooperation in der arbeitsteilig produzierenden Zivilisation. 

Das richtige Verhältnis von Moral und Ethik ist dann gefunden, wenn Schopenhauers neminem laede (verletze niemanden) als unverfügbare Norm verstanden wird, deren Missachtung niemals durch noch so große emotionale Nähe zu eigener oder fremder Not gerechtfertigt ist, das quantum potes, juva (hilf, soweit du kannst) dagegen sich bewusst auf den Gebrauch ausschließlich der eigenen Mittel beschränkt. Deren Umfang bestimmt, neben sozialer und genetischer Nähe, zwangsläufig die Reichweite der positiven wertegebundenen Moral oder der Nächstenliebe, schon erst recht im Zeitalter globaler Gleichzeitigkeit.

 

Aus einer Rezension in „Aufklärung und Kritik“:

Verwurzelt im libertären Den-ken der sozialen Philosophie des Selbsteigentums definiert der Verfasser erstmals einen Begriff von Ethik als „Wissenschaft vom Eigentum“, die durchaus klären könnte, ob es einen „funktionalen Ersatz“ für die innerartliche Aggression des Menschen durch friedliche Kooperation gibt, was Konrad Lorenz bereits 1963 in seiner Monographie über das sogenannte Böse gründlich untersucht hat.

Das schmale, ansprechend ausgestattete Bändchen bestätigt noch einmal mehr – wiederholte Lektüre ist durchaus angeraten – das letzte Wort über Ethik und Moral, über Gutes und Böses ist noch lange nicht gesprochen.

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Interview mit

Aus einer Rezension in „Junge Freiheit“:

Vor dem Hintergrund der reichen Ethikgeschichte mutet der Anspruch, in einem schmalen Bändchen bisher Unberücksichtigtes zum guten Handeln nachzutragen, interessant an. [. . .] Peter J. Preusse versteht sich als libertärer Geist. Den Ausgangspunkt seines ethischen Denkens bildet das Selbsteigentum – das Ziel, die „Privatrechtsgesellschaft“. Eines seiner Bücher trägt einen Titel, der sein Motto sein könnte: „Frei statt Staat“. Insofern denkt er die Ethik als „Wissenschaft vom Eigentum, die den Maßstab menschlicher Praxis bildet“. [. . .] Insbesondere mit den seit der Flüchtlingskrise von Staats wegen aufgestellten moralischen Postulaten sieht Peter J. Preusse die Gesellschaft nachvollziehbar von „hypermoralischen Exzessen“ bestimmt, die dringlich einer Revision bedürfen. [. . .] „Gemeinnutz geht nicht erst seit Hitler vor Eigennutz“, schreibt Preusse pointiert, verwirft er doch alle sozialistische Vergesellschaftung von Moral. [. . .] Es geht dem Autor um den Nachweis, daß eine Ethik der Verantwortung so logisch eingängig wie rechtlich klar zu fassen ist. Dabei werden in der Absicht, Ethik apriorisch herzuleiten, insbesondere Wittgensteins Sprachphilosophie und der Erkenntnistheoretiker Peter Janich bemüht.